Ich bin eine Frau, ich mache einen Rauchstopp
Frauen können beim Ausstieg mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert werden. Wenn Sie wissen, was das Aufhören für Frauen besonders schwierig macht, können Sie Ihren Rauchstopp erfolgsversprechender planen.
Studien haben gezeigt, dass Frauen weniger Aufhörversuche machen und dabei öfter scheitern als Männer. Männer werden von Ärzten häufiger nach ihrem Rauchverhalten gefragt und häufiger zum Rauchstopp beraten als Frauen.
Frauen werden auch mit geringerer Wahrscheinlichkeit nikotinhaltige Medikamente verschrieben und diese scheinen bei Frauen die Entzugssymptome weniger wirkungsvoll zu dämpfen als bei Männern.
Wichtig ist, dass man beim Rauchstopp, auch auf andere mit dem Lebensstil verbundene Faktoren (Vermeiden von Übergewicht, ausgewogene Ernährung, moderater Alkoholkonsum) achtet.
Fakten und Zahlen
In 2017 waren 23.3% der Frauen in der Schweiz Raucherinnen, davon 16.8% tägliche Raucherinnen. Im Vergleich waren es bei Männern insgesamt 31%, und 21.5% tägliche Raucher. Den höchsten Raucheranteil bei Frauen wiesen die 25- bis 34-jährigen Frauen auf (30%).
Viele beim Einstieg in den Tabakkonsum beteiligte Faktoren sind bei beiden Geschlechtern dieselben. Es scheint jedoch, dass eine emotionale Vulnerabilität, ein geringes Selbstwertgefühl und eine depressive Verstimmung spezifischere, prädiktive Faktoren für einen frühen Tabakkonsum bei Frauen sind. Auf der Verhaltensebene scheinen die Frauen für bestimmte Konditionierungen sensitiver zu sein. Reaktionen auf Zwänge und negative Lebenserfahrungen oder die Stimmungs- und Angstkontrolle scheinen die Nikotinabhänigkeit zu beeinflussen. Ebenfalls spielen soziale Beziehungen mit Kommunikationssuche oder die sensorische Verstärkung (visuell oder olfaktorisch) eine zentrale Rolle. Häufig sind Frauen aufgrund ihrer sozio-professionellen Tätigkeiten vielen Stressfaktoren ausgesetzt, die sie (häufiger als Männer) mit Tabak kontrollieren wollen. Dies umso mehr, wenn ihre sozioökonomische Stellung und ihr Bildungsniveau niedrig sind. In der Schweiz ist dieser letzte Parameter ein immer wichtigerer prädiktiver Faktor für den Einstieg und die Fortsetzung des Tabakkonsums der Frauen. Die Zigarette wird daher oft als eine Strategie gesehen, um Stress, das Gewicht und die Gefühle zu kontrollieren.
Rauchen ist für jeden, in jedem Alter, gefährlich und kann zu Krankheiten und sogar zum Tod führen. Für Frauen birgt das Rauchen jedoch gewisse zusätzliche Risiken. Frauen rauchen oftmals anders als Männer. Zum Beispiel rauchen Frauen im Durchschnitt öfters Zigaretten mit niedrigem Nikotingehalt und inhalieren nicht so tief wie Männer.
Gesundheitliche Schäden
Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben die Raucherinnen ein zwei- bis viermal grösseres Risiko gegenüber den Nichtraucherinnen. Zudem gibt es eine Dosis- Wirkungs-Beziehung. Obwohl es umstritten ist, könnte es sogar sein, dass der Tabakkonsum bei den Frauen mit einem höheren Risiko verbunden ist als bei den Männern.
Gegenüber den Nichtraucherinnen haben Raucherinnen (je nach Alter) relativ gesehen ein höheres Risiko für einen ischämischen Hirnschlag und Herzinfarkt. Raucherinnen haben wahrscheinlich auch ein höheres Risiko für Gehirnblutungen.
Hier gibt es mehr zum höheren Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Krebs
Das Rauchen von Zigaretten kann Gebärmutterhalskrebs verursachen, ein Krebsgeschwür, das nur Frauen betrifft. Fast alle Lungenkrebsarten, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen die Todesursache Nummer eins sind, werden durch das Rauchen von Zigaretten verursacht.
Bei den Frauen gibt es einen höheren Anteil an Adenokarzinomen, eine Art von Krebserkrankungen, die mit Filterzigaretten und niedrigem Teergehalt assoziiert sind (Light-Zigaretten). Diese Krebsform und seine Lokalisation sind zum Teil auf eine tiefere Inhalation, den Filter und die Zunahme der Nitrosamine im Tabak zurückzuführen.
Für den Brustkrebs ist ein kausaler Zusammenhang mit dem Tabak möglich. Zusätzlich haben Raucherinnen gegenüber den Nichtraucherinnen eine höhere Sterblichkeit, was nicht nur auf den Brustkrebs an sich zurückzuführen ist, sondern auch auf die tabakbedingten Krankheiten. Raucherinnen haben ein zweimal höheres Risiko, Lungenmetastasen zu entwickeln, und weisen nach einer Brustrekonstruktion mehr Komplikationen auf.
Zusätzlich hat eine grosse Meta-Analyse ergeben, dass Rauchen das Risiko für Eierstockkrebs erhöht.
Lungenerkrankungen
Die Frauen scheinen ein anderes klinisches Bild der chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) zu entwickeln als die Männer. Studien weisen auf eine weniger gute Lebensqualität, eine grössere Atemnot und schlechtere Ergebnisse bei einer Laufdistanz auf. Ausserdem verlieren die Raucherinnen ihre Lungenfunktion schneller, wenn sie eine schwere Obstruktion haben.
Osteoporose
Durch seine anti-östrogene Wirkung und die Tendenz zu einem kleineren BMI ist der Tabakkonsum der Frau ein bekannter Risikofaktor für Osteoporose. Der Tabakkonsum hat aber auch andere Wirkungen, unter anderem eine Beschleunigung des Knochenverlustes und eine Abnahme der Kalziumabsorption im Darm, die zum Risiko von Brüchen, insbesondere der Hüfte, beitragen.
Dermatologische (Haut) Krankheiten
Wussten Sie, dass viele der Substanzen, die Sie beim Rauchen konsumieren, Ihre Haut vorzeitig altern lassen, das Wachstum und die Qualität Ihrer Haare negativ beeinflussen und Sie zu Haut-, Zahnfleisch- und Zahnerkrankungen prädisponieren?
Die Haut ist eines der grössten Organe unseres Körpers, und das Rauchen wirkt sich negativ auf die motorischen Aspekte der Haut aus. Mehrere Studien zeigen, dass die Raucherinnen gegenüber den Nichtraucherinnen und den Rauchern eine stärkere Hautalterung aufweisen.
Der Tabakkonsum erhöht die Häufigkeit und die klinische Schwere von Psoriasis. Bei den Frauen gibt es ein erhöhtes Risiko eine schwere Form der Psoriasis zu entwickeln, was bei den Männern noch nicht festgestellt wurde.
Der Tabakkonsum beeinflusst die Wundheilung negativ und begünstigt postoperative Komplikationen.
Risiko von Infektionen
Jede Person, die raucht, hat ein höheres Infektionsrisiko als Nichtraucher. Insbesondere Infektionen der Atemwege, wie Corona, sind bei Rauchenden häufiger.
Ausserdem ist hervorzuheben, dass der Tabakkonsum zu einer ungünstigen Entwicklung bei den meisten autoimmunen Krankheiten (Diskoider Lupus, Crohn-Krankheit, rheumatische Polyarthritis) beiträgt, die zudem bei den Frauen häufiger sind.
Fruchtbarkeit und Schwangerschaft
Bei Frauen kann das Rauchen von Zigaretten zu Reproduktionsschäden, verminderter Fruchtbarkeit und Schwierigkeiten bei dem Empfängnis führen. Die Forschung zeigt, dass Rauchen die Hormonproduktion beeinflusst und dadurch eine Schwangerschaft erschweren kann. Darüber hinaus ist erwiesen, dass bestimmte in Zigaretten enthaltene Chemikalien, das Fortpflanzungssystem schädigen und die Fruchtbarkeit verringern können.
Wenn eine Frau in der Lage ist, schwanger zu werden, aber während der Schwangerschaft raucht, kann es zu Komplikationen – wie z.B. einer Eileiterschwangerschaft – als Folge der im Zigarettenrauch enthaltenen Chemikalien kommen. Dieser ernste Zustand führt fast immer zum Tod des Fötus und in einigen Fällen auch zum Tod der Mutter. Darüber hinaus gibt es einige Hinweise darauf, dass Rauchen während der Schwangerschaft zu einer Fehlgeburt des Fötus führen kann.
Menopause
Forscher fanden heraus, dass Frauen, die rauchen, mit grösserer Wahrscheinlichkeit etwa ein Jahr früher in die Menopause kommen als Nichtraucherinnen. Dies ist wichtig, da das Alter der Menopause das Risiko von Knochen- und Herzerkrankungen sowie Brustkrebs erhöhen kann.
Auslöser für das Rauchen
Negative Emotionen und Erinnerungen an das Rauchen sind für viele Raucher starke Auslöser. Einige Frauen reagieren sehr empfindlich auf diese Art von Auslösern. Das bedeutet, dass das Gefühl, gestresst oder traurig zu sein, es schwieriger machen kann, mit dem Rauchen aufzuhören. Eine Zigarette zu sehen oder zu riechen kann auch den Wunsch zum Rauchen wecken. Ein depressiver Zustand ist auch ein Risikofaktor für einen Rückfall.
Lernen Sie, wie Sie mit den harten Zeiten ohne Zigaretten umgehen können – das kann Ihnen helfen, Ausrutscher zu vermeiden und rauchfrei zu bleiben.
So können Sie die Schwierigkeiten des Tabakentzugs besser meistern. Es ist empfehlenswert, Situationen, die mit einer starken emotionalen Belastung verbunden sind, durch eine kognitive Verhaltenstherapie zu antizipieren. Angstzustände und Depressionen sollten regelmässig erkannt und behandelt werden.
Entzugssymptome
Faktoren, die den Rauchstopp für Frauen vielleicht schwieriger machen, sind die höhere Sensibilität für Entzugssymptome, grössere Bedenken wegen der Gewichtszunahme und hormonelle Schwankungen während des Menstruationszyklus.
Verglichen mit Männern existieren bei Frauen auch mehr Depressionen und Angststörungen, Stress, negative Affekte und depressive Symptome. Sie haben höhere Erwartungen an die stimmungsregulierenden Wirkungen des Nikotins und geringere Zuversicht, bei negativen Gefühlen auf das Rauchen verzichten zu können. Frauen leiden auch an einem höheren Ausmass an Stress nach dem Rauchstopp.
Gewicht
Wenn Sie sich Sorgen machen, dass Sie nach dem Rauchstopp an Gewicht zunehmen könnten, sind Sie nicht allein. Viele Frauen, die rauchen, haben diese Sorge. Denken Sie an all die positiven Dinge, die das Aufhören mit sich bringt, wie zum Beispiel die Verbesserung Ihres Aussehens und Ihres Wohlbefindens. Rauchfrei zu werden, kann Ihnen das Selbstvertrauen geben, andere Gesundheitsziele zu erreichen. Lassen Sie sich nicht von der Sorge um Ihr Gewicht davon abhalten, einen Rauchstopp zu wagen. Machen Sie es zu Ihrer Priorität, rauchfrei zu werden.
Die Gewichtszunahme beträgt durchschnittlich 2 bis 5 kg. Zu empfehlende Massnahmen sind eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse sowie regelmässige körperliche Aktivität. Eine strikte Diät ist nicht zu empfehlen, da sie die Rückfallgefahr fördert.
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Mehrere Studien haben bei Frauen grössere Rückfallzahlen als bei den Männern dokumentiert, vor allem nach sechs Monaten Abstinenz.
Unterstützung bei der Tabakentwöhnung durch kognitiv- verhaltensorientierte Techniken, eine dem Grad der Nikotinabhängigkeit angepasste pharmakologische Unterstützung (Nikotinsubstitute und/oder Bupropion) und eine psychologische Begleitung sind bei den Raucherinnen wirksam.
Eine grössere Angst vor den mit dem Tabakstopp verbundenen Hindernissen, wie Gewichtszunahme und das Auftreten einer depressiven Verstimmung, werden häufig angeführt. Eine Kognitive Verhaltenstherapie kann Ihnen deshalb dabei helfen, eine moderate Gewichtszunahme zu akzeptieren, welches den Erfolg des Entzugs erhöht.
Unterstützung beim Rauchstopp erhalten Sie von der Rauchstopplinie.
Bewältigungsstrategien
Sport
Sie können sich auf das Aufhören konzentrieren und trotzdem andere gesunde Dinge tun. Bewegung ist eine gute Möglichkeit, sich von Heisshungerattacken und Entzugserscheinungen abzulenken.
Soziale Unterstützung
Schaffen Sie eine Umgebung, in der Sie Erfolg haben können, indem Sie sich mit unterstützenden Menschen umgeben, die Ihnen helfen wollen, rauchfrei zu werden.
Beziehungen sind wichtig, um rauchfreien Erfolg zu erreichen – besonders für Frauen. Geliebte und Partner können Ihnen helfen, Herausforderungen zu meistern und Meilensteine zu feiern. Aber der Umgang mit Menschen, die Sie nicht unterstützen, kann zu Ausrutschern oder Rückfällen führen. Eine vorausschauende Planung, unter Einbezug mit den Menschen in Ihrem Leben, wird Ihnen beim Rauchstopp helfen.
Finden Sie Menschen, die Ihre Entscheidung zum Aufhören unterstützen, und bitten Sie sie um Hilfe.
Nehmen Sie (vorübergehend) etwas Abstand von den Menschen, die Ihren Ausstieg nicht unterstützen.
Schliessen Sie sich mit jemandem zusammen, der Ihnen nahesteht und raucht, und hören Sie gemeinsam auf. Sie werden ein Unterstützungssystem haben – und jemanden, der die Herausforderungen versteht, die es mit sich bringt, rauchfrei zu werden.
Machen Sie eine Pause “Zeit für mich”
Natürlich muss man nicht unbedingt Raucher sein, um Anspruch auf eine Pause oder etwas Zeit für sich selbst zu haben. Viele Frauen finden in der Zigarette einen Grund, von diesem Recht Gebrauch zu machen. Sehr oft ist nach dem Rauchstopp während der Schwangerschaft die Zeit, in der man sich zurückziehen muss, ein Grund, warum viele Frauen wieder mit dem Rauchen beginnen. Nach dem Rauchstopp ist es daher wichtig, die Pausen, die man sich früher gegönnt hat, beizubehalten, aber einfach ohne Zigaretten.
Nikotinersatztherapien (NETs)
Bei Angst vor einer Gewichtzunahme kann der Einsatz von nikotinhaltigen Produkten sinnvoll sein. Es kann die anfängliche Gewichtszunahme verringern und damit die Chancen eines langfristigen Tabakstopps erhöhen.
Bei richtiger Anwendung sind NETs sichere und effektive Methoden zur Raucherentwöhnung und können die Chancen eines Rauchenden verdoppeln, erfolgreich aufzuhören.