Toxizität von erhitzten Tabakprodukten (IQOS, Ploom, Glo)

Rostov-on-don,/,Russia,-,February,9,2020,:,Heating,Tobacco

Die Tabakindustrie ist äusserst fantasievoll, wenn es um die Revolutionierung des Nikotinmarkts und die Entwicklung neuer Tabakerhitzer geht.

Ein Fokus auf diesen vielversprechenden Markt, der für die Konsumierenden nicht risikofrei ist.

Die neuen Produkte der Tabakindustrie

Die Tabakindustrie entwickelt neue Technologien, die es ermöglichen, Tabaksticks oder Tabakkapseln zu erhitzen, wobei die entsprechenden Temperaturen niedriger sind als bei herkömmlichen Zigaretten. Die Tabakkonzerne behaupten, diese Geräte würden Nikotin ohne Rauch abgeben.

Unabhängige Forschungsarbeiten belegen im Gegenteil, dass dabei eine unvollständige Verbrennung mit Pyrolyse stattfindet (1). Die Heiztemperaturen einiger Geräte erreichen 330 °C. Bei diesen Temperaturen sind weiterhin toxische Verbindungen in den Emissionen enthalten. Diese neue Form des Rauchens ist also nicht risikofrei.

Mehr toxische Substanzen als im Zigarettenrauch

Unabhängige Studien haben ergeben, dass in den Aerosolen von Iqos einige (potenziell) toxische Substanzen in grösserer Menge vorliegen als im Zigarettenrauch. Dies trifft insbesondere auf Glycidol zu, das laut der einen Studie in Iqos 400 % höher konzentriert ist als in herkömmlichen Zigaretten. Glycidol wird von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) als «möglicherweise krebserregend» eingestuft. Laut den Forschenden zeigen diese Ergebnisse, dass es nötig ist, die Iqos-Aerosole von unabhängiger Seite analysieren zu lassen, insbesondere um Substanzen zu ermitteln, deren Toxizität unbekannt ist. (3) (4)

Das Problem: die Temperatur der Aerosole

Jedes Gerät erhitzt den Tabak auf eine unterschiedliche Temperatur (z.B. 330° für IQOS, 240 für Glo). In einer Studie aus dem Jahr 2021 liefern Horinouchi et al. den Nachweis, dass eine erhöhte Temperatur beim Erhitzen dazu führt, dass: (1)

  • die Erzeugung der Partikelphase und der Carbonyl-Stoffe grösser ist; 
  • der Hauptrauch grösser zytotoxisch ist. 

Daher erzeugen HTP (heated tobacco product), die mit hohen Temperaturen funktionieren, erhöhte Schadstoffniveaus (vgl. Abb. A und B).

Die Systeme auf dem Markt und ihre Temperaturen

Philip Morris (PM)

PMI hat eine tabakerhitzende Zigarette entwickelt, die IQOS heisst. Dabei werden Tabaksticks mit Filter (sog. Heets) in einen kleinen Erhitzer eingelegt. Die Temperatur zum Erhitzen des Tabaks beträgt 330°C. Es handelt sich also um ein hocherhitztes System. Es handelt sich also nicht um einen Dampf. Es findet eine Pyrolyse statt und es entstehen thermische Abbauprodukte.  (1)

IQOS von PMI ist in der Schweiz marktbeherrschend. Es wird in Asien und Europa in rund sechzig Ländern und auch in einigen kanadischen Provinzen verkauft. Der PMI-Konzern hat 2017 für IQOS bei der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA eine Zulassung als «Tabakprodukt mit modifiziertem Risiko» beantragt. Er entwickelt mehrere andere Produkte, teils mit Tabak wie IQOS, teils mit Einwegpatronen und Liquiden wie die VEEV-Produkte.

Japan Tobacco International (JTI)

Dieser Tabakriese verkauft mehrere HTP-Zigaretten (heated tobacco product). Die erhitzten Tabakprodukte erzeugen Aerosole, die Tabak, Nikotin und Aromen enthalten. Diese Systeme können in zwei Temperaturklassen eingeteilt werden: hocherhitzt (um die 200°C) und niedrigerhitzt (30–40°C).

Ploom Tech wird in der Schweiz und in Japan verkauft. Es beruht auf einer hybriden Technologie, bei der eine nikotinfreie Flüssigkeit erhitzt und durch eine Kapsel mit Tabakgranulat (und selbstverständlich Nikotin) strömt, wodurch ein Tabakaerosol abgegeben wird. Es handelt sich um ein niedrigerhitztes System.

Bei Ploom S oder X werden Tabaksticks (sog. Sticks) mit einem System erhitzt, das nichts anderes sucht als Marktanteile. Es findet durchaus eine unvollständige Verbrennung mit Pyrolyse statt. (2) Hierbei handelt es sich um ein hocherhitztes System.

Der R&D-Vizedirektor von JTI, Xavier Lubino, bringt es auf den Punkt: «Die Tabakdampfprodukte bieten den authentischen Geschmack von Tabak und ein Ritual, das der Geste beim Rauchen viel näher kommt.» Damit ist alles gesagt. Diese Systeme erzeugen nicht nur ein Rauchaerosol und keinen Dampf, sie verstärken auch die Körper- und die Verhaltenssucht.

British Américan Tobacco (BAT)

Seit 2016 testet BAT in Japan, Kanada und in der Schweiz die Systeme Glo, Glo pro, Hyper und Hyper+ Diese Geräte erreichen dank Induktionsheizung schneller eine Betriebstemperatur von 240–280°C. Es ist dringend anzunehmen, dass diese Heizmethode wie die konkurrierenden Systeme wegen der schnellen und hohen Erhitzung der Tabaksticks (sog. Neo Sticks) zu einer unvollständigen Verbrennung führen.

Erhitzte Tabakprodukte: alles, damit man weiterraucht

Sagen wir es klar und deutlich: Die Tabakindustrie verkauft diese Produkte nicht, um beim Tabakentzug zu helfen.

Auf der konzerneigenen Website sagt es Philip Morris so: «Die Zahl der Rauchenden wird auf weltweit eine Milliarde geschätzt. Sie sollten zum Aufhören ermutigt werden. Aber erwachsenen Rauchenden, die sonst weiterhin rauchen würden, wollen wir rauchfreie Alternativen anbieten.»

Mal realistisch: Philip Morris bietet uns nicht wirklich eine Alternative an.

Millionen von Raucherinnen und Rauchern weltweit haben eines Tages ganz mit Rauchen aufgehört! Es gibt effiziente Mittel, um die Entzugserscheinungen zu überwinden. Auch Sie sind dazu in der Lage. Folgen Sie dem Rauchstopp-Programm, bitten Sie Spezialisten um Hilfe, greifen Sie zu einem Nikotinersatz oder einem Medikament, um Ihre Chancen für den definitiven Rauchstopp zu verdoppeln.

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Abbildung A: Vergleich der Farben von Filtern vor und nach dem Rauchen (91 Inhalationen). Die Farbe des Filters nach der Rauchexposition verändert sich bei Ploom S nur geringfügig. Dagegen lagern sich bei Glo, IQOS und herkömmlicher Zigarette («hi-lite») beige bis braune Stoffe auf dem Filter ab.

Abbildung B: Veränderung des Gewichts der Partikelphase auf dem Filter beim Trocknen bei rund 25°C und <20 % relativer Luftfeuchtigkeit. Die Daten sind Durchschnittswerte ± Standardabweichung (SEM) aus fünf unabhängig voneinander durchgeführten Experimenten. IQOS ist nach der herkömmlichen Zigarette das System mit den schlechtesten Ergebnissen.

Literatur
  1. Auer R, Concha-Lozano N, Jacot-Sadowski I, Cornuz J, Berthet A. Heat-Not-Burn Tobacco CigarettesSmoke by Any Other NameJAMA Intern Med. 2017;177(7):1050–1052
  2. T. Horinouchi T., Miwa S. Comparison of cytotoxicity of cigarette smoke extract derived from heat-not-burn and combustion cigarettes in human vascular endothelial cells. J Pharmacol Sci. 2021 Nov;147(3):223-233
  3. El-Kaassamani M, Yen M, Talih S, et al, Analysis of mainstream emissions, secondhand emissions and the environmental impact of IQOS waste: a systematic review on IQOS that accounts for data source, Tobacco Control Published Online First: 13 May 2022
  4. Extrait de : génération sans tabac.org

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