Pille und Tabak, ein riskantes Paar

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Viele Frauen rauchen und nehmen die Pille. Die Kombination der Anti-Baby-Pille mit Tabak steigert das Risiko einer Herzkreislauferkrankung bis zu 26-fach.
Kombination von Tabak und Pille
Kondomnutzung und hormonelle Verhütung sind die häufigsten Verhütungsmethoden der Schweiz. Laut dem Untersuchungen (Obsan, 2018) nimmt ein Viertel der 15- bis 49-Jährigen die Pille.
3 von 10 Raucherinnen benutzen ein hormonelles Verhütungsmittel. Nach 35 Jahren sind es noch 10 %. Aus medizinischer Sicht sollten Frauen, die mehrere Risikofaktoren aufweisen wie Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck und andere Herzkreislauferkrankungen eine Alternative zu Hormonpräparaten finden.
Die Gesundheitsrisiken sind viel zu gross. 1, 2
Ein erhöhtes Herzkreislauf-Risiko
Die Verbindung von Kohlenmonoxid (CO) aus dem Tabakrauch mit Östrogen schwächt die Blutgefässe und das Gewebe. Studien zeigen, dass es insbesondere nach 35 Jahren vermehrt zu Venenentzündungen, Thrombosen und Embolien kommt. 7 Man spricht von einer thrombophilen Wirkung. Das ist das Vorliegen eines venösen oder arteriellen Blutgerinnsels. 3, 4, 5
Die Verbindung von Tabak und Pille fördert:
- Erhöhtes Spasmusrisiko in den Herzkranzgefässen
- Erlahmung des Herzmuskels wegen Sauerstoffmangel und rauchbedingtem Stress
- Erhöhte Risiko für eine Blutgerinnung
- Verringerter Abbau von Blutgerinnseln (Fibrinolyse)
- Herzinfarkt
- Schlaganfall 6
Pillen der verschiedenen Generationen
Das thromboembolische Risiko* wurde in den letzten 30 Jahren reduziert. Dank der Entwicklung schwach dosierter Pillen (Minipillen, ≤ 35 µg Östrogen) ist dies gelungen.
Dieses Risiko hängt vom verwendeten Gestagen ab. Verhütungsmittel mit Gestagenen der 3. und 4. Generation (Gestoden, Desogestrel, Drospirenon) sowie mit Cyproteronacetat weisen ein erhöhtes Risiko auf. 17 Das Risiko ist bei Pillen der 2. Generation (Levonorgestrel) am kleinsten.7
* Thromboembolisches Risiko: Bei den möglichen Krankheiten, bei denen sich ein Blutgerinnsel bildet, wird zwischen Phlebitis (Vene) und Thrombose (Lunge) unterschieden.
Rauchen: eine Zeitbombe für das Herz-Kreislauf-System
Blutgefässe sind geschmeidig und flexibel. So befördern sie das Blut bis ins Gehirn und durch den ganzen Körper. Wie wirkt sich das Rauchen konkret auf Herz und Blutgefässe aus?
- Beim Rauchen wird der Sauerstoffgehalt im Blut reduziert. Kohlenmonoxid (CO) ersetzt in den roten Blutkörperchen den Sauerstoff.
- Die Blutgefässe verkrampfen sich wegen dem Rauchen. Das löst Brustschmerzen aus (Angina pectoris).
- Rauchen verändert die Blutgerinnung. Es macht das Blut dicker. Dies begünstigt die Bildung von Gerinnseln. Es stellt einen Risikofaktor für Herzinfarkte, Venenentzündung, Thrombose und Schlaganfall dar.
- Rauchen verursacht Entzündungen der Blutgefässe. Es fördert das Auftreten von Blutgerinnseln und atherosklerotischen Plaques.
- Es senkt den Gehalt an gutem Cholesterin im Blut. Dies stellt längerfristig ein Risiko für das Herz-Kreislauf-System dar. 8
Die Kombination von Tabak und hormoneller Pille erhöht das Risiko thromboembolischer Ereignisse in den Arterien. (Herzinfarkt und Schlaganfall mit schweren Folgen). 9 Das Infarktrisiko ist 26-mal grösser.
Wissenschaftliches zu Pille und Rauchen
Das Risiko eines Schlaganfalls steigt bei älteren Raucherinnen sprunghaft an.
Ab 30 Jahren ist das Sterberisiko bei Raucherinnen mit hormoneller Empfängnisverhütung (relatives Risiko: 10,6) grösser als bei Nichtraucherinnen (2,2). 15 Nach 40 steigt das relative Risiko bei Raucherinnen auf 58,9, bei Nichtraucherinnen auf 7,1. 16
Das Thromboserisiko für Raucherinnen, die die Pille nehmen, ist 8,8 Mal grösser. Dies ist der Vergleich zu Nichtraucherinnen, die keine Pille nehmen. 10, 15 Das Schlaganfallrisiko ist bei Raucherinnen mit oraler hormoneller Verhütung (Odd Ratio 7,20) grösser als bei Nichtraucherinnen ohne Pille (Odd Ratio 1,24). 13
Eine Studie der WHO hat ergeben, dass das Herzinfarktrisiko beim Rauchen alleine 11-fach erhöht ist. Bei der Kombination von Rauchen (> 10 Zigaretten täglich) und oraler Verhütung um das 87-Fache. 12, 16
Die Einnahme oraler Verhütungsmittel steigert das Risiko von Schlaganfall und Herzerkrankung bei jungen Nichtraucherinnen unwesentlich. Wird geraucht, verdoppelt, verdreifacht oder vervierfacht sich das Risiko.
Literatur
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Andere Quellen :
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