Rauchen und Stillen

Portrait,Of,A,Mom,And,Breast,Feeding,Baby.,Mother’s,Day.

Viele schwangere Frauen hören mit dem Rauchen auf oder rauchen weniger. Viele kehren nach der Geburt zu den alten Gewohnheiten zurück.

Bei Frauen, die an einer Wochenbettdepression leiden, ist das Risiko eines Rückfalls grösser.

Stillen und Tabak gleich doppelt riskant

  1. Das aufgenommene Nikotin gelangt in die Muttermilch, die der Säugling trinkt. Das verursacht Reizbarkeit, Unruhe, Bauchschmerzen, Koliken, Durchfall und Übelkeit. Je länger zwischen Rauchen und Stillen gewartet wird, desto kleiner ist die Nikotinmenge in der Milch. 
  2. Der Rauch, der vom Baby eingeatmet wird, enthält grössere Risiken. Rauch einzuatmen ist für das Baby gefährlich.

Giftige Stoffe in der Muttermilch

Nikotin und andere Stoffe des Tabaks gelangen in grosser Menge in die Muttermilch. Je mehr Zigaretten die Mutter raucht, desto mehr Nikotin bekommt das Baby ab. Die Zeit zwischen der letzten Zigarette und dem Stillen ist wichtig.

In der Muttermilch wird Nikotin gefunden. Mehr als doppelt so viel wie während der Schwangerschaft via Placenta und Nabelschnur zum Fötus gelangt.

Trotz dem Rauchen stillen

Viele Raucherinnen stillen nicht. Sie meinen, dass es schlecht für ihr Baby ist. Das Rauchen wirkt sich auf das Stillen aus. Studien zeigten, dass der Nutzen des Stillens grösser ist als der Schaden des Rauchens. Dies gilt wenn länger als 6 Monate gestillt wird.

Eine Metastudie hat ergeben, dass Raucherinnen weniger stillen als Nichtraucherinnen. Wenn sie stillen, machen sie dies kürzer.1 Bei den Raucherinnen ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nach 3 Monaten mit Stillen aufhören, rund doppelt so gross. 2

Nikotin und geringere Milchbildung

Das Rauchen von über 10 Zigaretten am Tag verringert die Milchbildung. Die Milchzusammensetzung ist verändert.

Nikotin senkt die Prolaktin-Abgabe. Das macht die Milchabgabe und den Fettgehalt in der Milch kleiner. Frauen, die rauchen, denken oft, sie haben nicht genug Milch. Dadurch nimmt die Motivation zum Stillen ab. 4

Säuglinge, deren Mutter täglich 5 Zigaretten oder mehr raucht, leiden öfter an Koliken und weinen mehr. Das führt zu frühem Abstillen.5 Das Nikotin gelangt rasch in die Milch. Die erreichte Konzentration ist von folgenden Faktoren abhängig:

  • der Anzahl Zigaretten,
  • die Einatmungsweise,
  • der Zeit zwischen zwei Zigaretten,
  • dem Passivrauch…

Beim Baby löst Nikotin Reizbarkeit, Übelkeit, Erbrechen, Blutdruck- und Herzrhythmusstörungen sowie Bauchschmerzen aus.

Nikotin gibt der Milch einen starken Geschmack.
Das Baby verliert die Freude am Trinken.

Mögliche Schlafstörungen

Forschende haben festgestellt, dass Säuglinge, deren Mutter direkt vor dem Stillen raucht, kürzer schlafen. Zudem haben sie veränderte Schlafphasen.

Für das Kind besteht ein Risiko wegen passiver oder indirekter Rauchexposition. Erhöhte Risiken sind der plötzliche Kindstod, sowie chronische Atemwegserkrankungen. Das Risiko für allergische Erkrankungen wie Asthma steigt.

Vorsichtsmassnahmen für Mütter

Rauchende Mütter sollten lange stillen. Es gleicht die negativen gesundheitlichen Wirkungen des Passivrauchens für das Baby aus. Einfache Massnahmen helfen, die Exposition des Säuglings zu mindern:

  • Weniger rauchen: Je mehr geraucht wird desto grösser ist die schädliche Wirkung
  • Nach dem Stillen rauchen, nicht direkt vorher oder währenddessen. Die Nikotinmenge, die das Baby aufnimmt ist bis zu zehnmal grösser, wenn die Mutter gleich zuvor raucht.
  • Nicht eher als zwei Stunden nach dem rauchen stillen
  • Nicht rauchen, wenn das Baby da ist.
  • Nach dem Rauchen die Hände gut waschen. Kleider wechseln, bevor das Baby in die Arme genommen wird.

Idealerweise hören Mütter während dem Stillen mit Rauchen auf. Nikotinersatz kann beim Stillen verwendet werden. Er ist empfehlenswerter als Zigaretten.

Wenden Sie sich an eine Fachperson (Tabakspezialist:in) und befolgen Sie die Empfehlungen.

Passivrauchen und Stillen: Das sagt die Wissenschaft

Die giftige Wirkung des Passivrauchs wird durch die Muttermilch abgeschwächt. Wichtig ist, dass lange gestillt wird (länger als 6 Monate). Das Auftreten von Atemwegserkrankungen bei Säuglingen mit rauchender Mutter ist kleiner, wenn gestillt wird. 6

Das Rauchen der Mutter erhöht das Risiko von Infektionen der unteren Atemwege. Das Stillen stellt für Kinder mit Passivrauchexposition ein Schutzfaktor dar. Weniger als 4 Monate stillen und Passivrauchexposition sind mit einem schwereren Bronchiolitis-Verlauf Verbunden. Das Passivrauchen steigert das Bronchiolitis-Risiko nicht, wenn länger als 4 Monate gestillt wird. 8

Ein weiterer Vorteil: Das Stillen hilft den Raucherinnen beim Aufhören. Stillende Mütter rauchen weniger als solche, die nicht stillen. Je länger gestillt wird desto kleiner ist das Risiko eines Rückfalls. Diese Wirkung ist dauerhaft.11

Literatur
  1. Lepage M, Dumas L, Renaud L, Fight against tobacco and promote breastfeeding: a distinctive challenge. Santé Publique, 2005;17:637-47
  2. B.L. Horta, M.S. Kramer, R.W. Platt; Maternal smoking and the risk of early weaning: a meta-analysis. Am J Public Health, 91 (2001), pp. 304–307
  3. Hopkinson JM, Schanler RJ, Fraley JK, Garza C. Milk production by mothers of premature infants: influence of cigarette smoking. Pediatrics.1992;90 :934– 938 Abstract
  4. Donath SM, Amir LH. The relationship between maternal smoking and breastfeeding duration after adjustment for maternal infant feeding intention. Acta Paediatr.2004;93 :1514-1518
  5. Matheson I, Rivrud GN. The effect of smoking on lactation and infantile colic JAMA.1989;261 :42– 43
  6. Woodward A, Douglas RM, Graham NM, Miles H. Acute respiratory illness in Adelaide children: breast feeding modifies the effect of passive smoking. J Epidemiol Community Health.1990;44 :224– 230
  7. Nafstad P et al., Breastfeeding, maternal smoking and lower respiratory tract infections, Eur Respir J 1996 ; 9 : 2623-29.
  8. Chatzimichael A, Tsalkidis A, Cassimos D, Gardikis S, Tripsianis G, Deftereos S, Ktenidou-Kartali S, Tsanakas I. The role of breastfeeding and passive smoking on the development of severe bronchiolitis in infants. Minerva Pediatr. 2007 Jun;59(3):199-206.
  9. Reijneveld SA et al., Infantile colic: maternal smoking as potential risk factor, Arch Dis Child 2000 ; 83(4) : 302-3.
  10. Batstra L, Neeleman J, Hadders-Algra M, Can breast feeding modify the adverse effects of smoking during pregnancy on the child’s cognitive development? J Epidemiol Community Health 2003;57:403-404 doi:10.1136/jech.57.6.403
  11. Lauria L, Lamberti A, Grandolfo M. Smoking behaviour before, during, and after pregnancy: the effect of breastfeeding. ScientificWorldJournal. 2012;2012:154910. doi: 10.1100/2012/154910 . Epub 2012 Mar 12.
  12. S G Matter, Y FU . Response of the hypothalamo-pituitary – adrenal axis to nicotine. Psychoneuroendocrinology. 1998 
Andere Quellen:

Letzte Bearbeitung: