Rauchen während der Schwangerschaft: Risiken für das Kind

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Fast alle (künftigen) Mütter wissen es: Rauchen während der Schwangerschaft ist für das werdende Kind sehr schädlich.

Hier erhalten Sie einen Überblick über den aktuellen Wissensstand zu diesem Risiko und den vorbeugenden Massnahmen.

Toxizität für den Fötus

Wenn die werdende Mutter raucht, kann dies zu zahlreichen Komplikationen führen. Diese ergeben sich aus den reizenden, krebserregenden und mutagenen (Mutationen hervorrufende Eigenschaften) der toxischen Substanzen im Tabak wie Nikotin, Blei, Blausäure, Cadmium, Quecksilber, Kohlenmonoxid, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) usw.

Zudem dringt Kohlenmonoxid (CO), ein toxisches Gas, das bei der Verbrennung entsteht und in der städtischen Luftverschmutzung vorliegt, in den Organismus der Mutter, ersetzt in den roten Blutkörperchen den Sauerstoff und verursacht damit einen chronischen Sauerstoffmangel für den Fötus (hypoxische Wirkung). Beachtenswert: Die CO-Konzentration ist beim Fötus 2 bis 2,4-mal grösser als bei der Mutter.

Mit Rauchen aufhören mag schwierig sein, es ist aber möglich
Damit schützen Sie Ihre Gesundheit und die Gesundheit Ihres Kindes am besten. 

Tabak ist für das Kind und die Mutter nämlich schrecklich schädlich. Neugeborene, deren Mütter rauchen, sind bei der Geburt leichter als andere. Ein zu kleines Geburtsgewicht stellt für Neugeborene ein grosses Risiko dar. Wenn werdende Mütter vor oder während dem ersten Schwangerschaftstrimester mit Rauchen aufhören, fällt das Risiko eines untergewichtigen Kindes bei der Geburt auf dasselbe Niveau wie bei Nichtraucherinnen.

Schwangerschafts- und langfristige Komplikationen

Zudem ist das Rauchen während der Schwangerschaft für folgende Probleme verantwortlich, die mit zunehmendem Konsum häufiger auftreten:

Im 1. Trimester:

  • Fehlgeburten: 3-mal häufiger!
  • Extrauterine Schwangerschaft (Eileiterschwangerschaft): 2-mal häufiger

Gesamte Schwangerschaft: 

  • Ungünstige Plazentastellung, vorzeitige Plazentalösung, retroplazentares Hämatom
  • Vorzeitiger Blasensprung und Frühgeburt vor der 34. Schwangerschaftswoche: 3-mal häufiger.
  • Erhöhtes Frühgeburtsrisiko 

* Die Fruchtblase besteht aus zwei Membranen und umgibt das Kind mit dem Fruchtwasser in der Gebärmutter.

Klinische Folgen für den Fötus:

  • Kleineres Geburtsgewicht
  • Intrauterine Wachstumsstörung (zu kleines Baby)
  • Verringerte Aktivität und Atembewegungen des Fötus
  • Erhöhtes Risiko von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und Schädelmissbildungen

Geburt:

  • Erhöhtes Risiko postpartaler Blutung
  • Erhöhtes Risiko manueller Plazentalösung

Folgen für das Neugeborene:

  • Atemwegserkrankungen :
    • Beeinträchtigte Atemfunktion
    • Asthma und Atemwegsinfektionen: Mittelohrenentzündung, Erkältung, Bronchiolitis, Bronchitis
  • Plötzlicher Kindstod: 3-mal häufiger !
  • Entzugserscheinungen bei der Geburt: Schlafstörungen, Zittern, veränderte Reaktion auf Geräusche

Langfristige Folgen:

  • Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivität, Triebhaftigkeit
  • Gedächtnis-, Logik- und Abstrahierungsstörungen (mathematisches Denken)
  • Lernschwierigkeiten    

Das Risiko einer Fehlgeburt ist im Durchschnitt 3-mal grösser.8

Prävalenz bei schwangeren Raucherinnen

In der Schweiz geben 7 % der Schwangeren an, dass sie bei der letzten Schwangerschaft geraucht haben (6,2 % haben weniger geraucht, 0,6 % gleich viel wie vorher).
Das Verhalten ist altersabhängig. Je älter sie sind, desto seltener rauchen die Frauen während der Schwangerschaft. Von den 18–28 Jährigen gaben 88 % an, nicht (mehr) geraucht zu haben, bei den 35–44 Jährigen waren es 96 %.

Mit Rauchen aufhören mag schwierig sein, es ist aber möglich! Damit schützen Sie Ihre Gesundheit und die Gesundheit Ihres Kindes am besten.

Laut Tabakmonitoring Schweiz (2018) hören 56,6 % der rauchenden Frauen damit auf, wenn sie erfahren, dass sie schwanger sind. 29,7 % geben an, dass sie weniger rauchen, 3,7 % rauchen weiter wie zuvor. Fast alle Raucherinnen (96,3 %) verändern ihr Rauchverhalten, wenn sie erfahren, dass sie schwanger sind.1

Interview mit Dr. med. Jean-Paul Humair (Kantonsspital Genf)
Das Rauchverhalten möglichst vor der Schwangerschaft behandeln.

Wirkung auf die Zeugung

Die toxischen Substanzen im Tabak schädigen die DNA und die Körperzellen. So trägt das Rauchen zu einem Fruchtbarkeitsverlust bei, indem die Produktion der Samenzellen beim Mann beeinträchtigt und die Zahl der Eizellen der Frau reduziert werden.

Einige epidemiologische Studien haben ergeben, dass das Rauchen die Zeugung verzögert, und zwar proportional zur Anzahl gerauchter Zigaretten. 2 Eine Metastudie hat sogar gezeigt, dass das Rauchen bei den Frauen das Unfruchtbarkeitsrisiko um 60 % erhöht3

Glücklicherweise scheint diese schädliche Wirkung reversibel zu sein. Die Fruchtbarkeit der Ex-Raucher:innen erreicht mit der Zeit wieder den Wert der Nie-Rauchenden. 3

Wer mit Rauchen aufhört, steigert die Zeugungsfähigkeit oder Fruchtbarkeit deutlich.

Passivrauch

Wird eine schwangere Frau Passivrauch ausgesetzt, z. B. an einer Party, im Auto oder zu Hause, hat das die gleiche Wirkung wie wenn sie leicht rauchen würde. Die chemischen Substanzen im Tabakrauch, welche die Mutter einatmet, gelangen in das Blut und schliesslich ins Blut des Fötus. Deshalb ist es wichtig, dass schwangere Frauen rauchbelastete Orte vermeiden.

Nach der Geburt bleibt das Risiko bestehen

Der Tabakkonsum während der Schwangerschaft entfaltet seine Wirkung auch nach einer normalen Geburt.

  • Das Nikotin gelangt über die Placenta und später durch die Muttermilch in das Nervensystem des (ungeborenen) Kindes.
  • Das Risiko der Kinder von Rauchenden, selber Raucher:innen zu werden, ist doppelt so gross wie bei Kindern von Nicht-Rauchenden.
  • Die Kinder von Rauchenden haben mehr Atemwegsprobleme als andere (insb. Asthma, Atemwegsinfekte). 7

Das Risiko des plötzlichen Kindstodes ist bei Säuglingen mit rauchenden Eltern grösser.

  • Wenn Sie mit Rauchen aufhören, steigt Ihr Wohlbefinden, verlängert sich Ihre Lebenserwartung um ein paar Jahre und Sie können hoffen, auch Ihre Grosskinder noch aufwachsen zu sehen.
  • Sie sind auch ein Vorbild für Ihr Kind, das als Teenager weniger wahrscheinlich mit dem Rauchen beginnt, wenn Sie selber damit aufgehört haben.
  • Passen Sie gut auf, dass Sie Ihr Kind vor Passivrauch schützen. Passivrauch kann bei Ihrem Kind Asthma- und Allergieprobleme verschlimmern.

Idealerweise würden Sie natürlich vor der Schwangerschaft mit Rauchen aufhören. Wenn das nicht möglich war, hilft ein Rauchstopp zu jeder Zeit der Schwangerschaft sowohl dem Kind als auch der Mutter. Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören, nicht einmal in den letzten Wochen der Schwangerschaft!

Literatur
  1. Le tabagisme pendant la grossesse en Suisse. Fiche d’information. Bases scientifiques pour la prévention des maladies non transmissibles et des addictions. Septembre 2021
  2. Zenzes MT. (2000). Smoking and reproduction: gene damage to human gametes and embryos. Hum Reprod Update, 6(2),122-31.
  3. Augood C, Duckitt K, Templeton AA. (1998). Smoking and female infertility: a systematic review and meta-analysis. Hum Reprod,13(6),1532-9.
  4. Little J, Cardy A, Munger RG. Tobacco smoking and oral clefts: a meta-analysis. Bull World Health Organ. 2004;82:213-18.
  5. Honein MA, Rasmussen SA, Reefhuis J, Romitti P, Lammer EJ, Sun L, Correa A. Maternal smoking, environmental tobacco smoke, and the risk of oral clefts. Epidemiology 2007;18:226–33.
  6. Murin S., Rafii R., Bilello K. (2011). Smocking and smocking cessation in pregnancy. Clinics in Chest Medicine, 32(1), 75-91.
  7. Centers for Disease Control and Prevention (US); National Center for Chronic Disease Prevention and Health Promotion (US); Office on Smoking and Health (US). How Tobacco Smoke Causes Disease: The Biology and Behavioral Basis for Smoking-Attributable Disease: A Report of the Surgeon General. Atlanta (GA): Centers for Disease Control and Prevention (US); 2010. 
  8. Hyland A, Piazza KM, Hovey KM, Ockene JK, Andrews CA, Rivard C, Wactawski-Wende J. Associations of lifetime active and passive smoking with spontaneous abortion, stillbirth and tubal ectopic pregnancy: a cross-sectional analysis of historical data from the Women’s Health Initiative. Tob Control. 2015 Jul;24(4):328-35.
  9. Avsar, TS, McLeod, H, & Jackson, L. (2021). Health outcomes of smoking during pregnancy and the postpartum period: an umbrella review. BMC Pregnancy Childbirth, 21(1), 254.
Aktualisierte Referenzen zu diesem Thema hier

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