COPD, eine typische irreversible Raucherkrankheit

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Bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) verengen sich die Atemwege nach und nach. Betroffen sind die Bronchien und die Lungenbläschen. Oft wird sie erst spät erkannt. In der Schweiz leiden 400 000 Menschen daran.

Im Allgemeinen ist die COPD durch den Tabakrauch, in selteneren Fällen auch durch die Luftverschmutzung bedingt. Sie führt zu schwerer Atemnot (Dyspnoe) und ist unheilbar. Doch lässt sich ihr Fortschreiten mit einem kompletten Rauchstopp stark bremsen.

Wer ist betroffen?

Betroffen sind in erster Linie Raucherinnen und Raucher (90 % der Fälle). In der Schweiz leiden 400 000 Menschen an dieser Krankheit. Die COPD gilt in den Industrieländern als 4. oder 5. häufigste Todesursache. Rund 9 bis 10 % der über 40-Jährigen leiden an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung.

Viele von ihnen wissen aber nichts davon, denn die Krankheit entwickelt sich unbemerkt und wird oft erst in den letzten Entwicklungsstadien diagnostiziert.

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Wie schädigt der Rauch die Atemwege?

Die Bronchien besitzen eine Schleimhaut mit Flimmerhärchen, die als Schutzschicht dient. Die Härchen üben eine koordinierte Bewegung aus und entfernen so Staubpartikel und Mikroben. Andere Zellen, wie die Drüsenzellen, sondern eine Substanz (Schleim) ab, die Verunreinigungen festhält.

Im Tabakrauch sind toxische Substanzen und Reizstoffe enthalten, die diese Schutzschicht stören und schliesslich zerstören.

  1. In einem ersten Rauchstadium beginnen die Härchen, sich unkoordiniert zu bewegen, bis sie ganz gelähmt werden. Damit können die Partikel nur noch mit Husten entfernt werden.
  2. Gleichzeitig mit der Zerstörung der Haarzellen veranlassen die im Tabakrauch enthaltenen Reizstoffe die Drüsenzellen, übermässig viel Schleim abzusondern.

Es kommt zu einer chronischen Entzündung: Chronische Bronchitis und Lungenemphysem tragen gemeinsam zur COPD bei.

Symptome der COPD

  • Husten, hauptsächlich morgens beim Aufstehen
  • Auswurf wegen der verstopften Bronchien
  • Atemnot bei Belastung wegen der Verengung der Atemwege (Obstruktion)
  • Auch im Ruhezustand das Gefühl, durch einen Strohhalm zu atmen (fortgeschrittenes Stadium)

Die Notwendigkeit der Früherkennung

Es ist wichtig, eine COPD früh zu erkennen. Wenn der oder die Patient:in mit Rauchen aufhört, kann das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt werden. Zudem lassen sich die Symptome medikamentös bekämpfen und die Leistungsfähigkeit dank regelmässiger Körpertätigkeit steigern.

Wenn Sie oft husten und spucken und sehr schnell ausser Atem geraten, ist ein Arztbesuch angesagt.

Bei der COPD verengen sich die Atemwege und Bronchien irreversibel und ständig mehr. Damit nimmt der Widerstand für den Luftstrom in den Atemwegen zu. Die Lungenfunktion nimmt ab, die Atemnot nimmt zu. In einem späteren Krankheitsstadium kann der oder die Betroffene an Sauerstoffmangel leiden.

Die Diagnostik

Um eine zuverlässige Diagnose stellen zu können, befragt die Ärztin oder der Arzt den Patienten oder die Patientin ausführlich und nimmt eine körperliche Untersuchung vor. Dann wird ein einfacher Lungenfunktionstest ausgeführt, eine sogenannte Spirometrie, mit der sich der Luftfluss in der Lunge messen lässt.

Die COPD lässt sich nicht rückgängig machen

Die Anhäufung von Sekreten vermindert die Atemfunktion. Mit der Zeit wird die chronische Bronchitis irreversibel.

Der Tabak zerstört die Lungenbläschen. Sie verschwinden nach und nach, womit die ein- und ausgeatmete Luftmenge wegen der schrumpfender Kontaktoberfläche abnimmt. Die Medizin spricht von einem zentrilobulären Emphysem.

Eine fortschreitende Krankheit

Bei der COPD werden die Atemwege fortschreitend beeinträchtigt und geschädigt. Die ersten Stadien der Krankheit verlaufen häufig symptomfrei, auch wenn die Lunge bereits geschädigt ist. Die Betroffenen merken nicht, dass die Leistungsfähigkeit ihrer Lunge bereits vermindert ist.

Die Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) unterscheidet 4 Schweregrade der Krankheit: Von der leichten COPD, die im Allgemeinen asymptomatisch verläuft, bis zur sehr schweren COPD, bei der das Wohlbefinden des Patienten oder der Patientin stark beeinträchtigt ist, bis hin zum Todesrisiko.

Die Lunge, ein genialer Luftfilter

Jede Minute strömen 6 Liter Luft durch unsere Lungen. Neben dem Sauerstoff, den unser Organismus zum Leben braucht, enthält sie auch Verunreinigungen und Staubpartikel.

Zum Glück verfügt die Lunge über ein geniales Schutzsystem, das die Luft reinigt und die Lunge vor vorzeitiger Abnützung schützt. Das Einatmen von Tabakrauch führt dazu, dass die Menge an Staubkörnern und Giftstoffen die Toleranzgrenze bei weitem überschreitet. Zudem neutralisiert der Rauch einen Teil des Schutzsystems, besonders weil es die Flimmerhärchen zerstört. So beschleunigt der Tabakkonsum die Degeneration des Atemsystems.

Zur Information: Messungen mit einem CO-Tester ergeben in Innenstädten Kohlenmonoxid-Werte von 3 bis 8 ppm (parts per million). Luft mit über 8 ppm gilt als verschmutzt. Messungen der Atemluft von Raucher:innen haben Werte von 6 bis 50 ppm oder sogar noch mehr ergeben!

Wie lässt sich die COPD behandeln?

Die wichtigste Massnahme, um das Auftreten oder das Fortschreiten einer COPD zu vermeiden, ist der Rauchstopp.
Wenn die Krankheit schon weit fortgeschritten ist, helfen daneben begleitende Massnahmen, die Lungenfunktion und das Wohlergehen des Patienten, der Patientin zu steigern.

Körpertätigkeit und Atemübungen zusammen mit einer medikamentösen Behandlung verschaffen den COPD-Patientinnen und ‑Patienten Linderung (Anthonisen et al., 1994).

Mit Impfungen lassen sich die viralen und bakteriellen Infekte, für die die Atemwege besonders anfällig sind, vorbeugen.

Aber das beste Mittel, um ein Fortschreiten der Krankheit zu bremsen oder ihr Auftreten überhaupt zu vermeiden, ist und bleibt ein Rauchstopp. Dazu können COPD-Patientinnen und ‑Patienten auf dieselben Behandlungen zurückgreifen wie alle anderen auch.

Wissenschaftliches zur COPD

Eine Metastudie, bei der fünf Studien analysiert wurden, kommt zum Schluss, dass die Kombination pharmakologischer Rauchstopphilfen (Nikotinersatz, Bupropion usw.) zusammen mit einer angemessenen psychologischen Hilfe die Chancen eines Rauchstopps und die COPD-Entwicklung positiv beeinflussen (Van der Meer et al., 2018). Eine Literatur-Review kommt zum selben Schluss. Sie legt nahe, dass eine Kombination von Nikotinersatz und intensivem Rückfallpräventionsprogramm für einen langfristigen Rauchstopp bei COPD-Patientinnen und ‑Patienten die beste Behandlung darstellt (Wagena et al., 2004).

Der langfristige Nutzen eines Rauchstopps für die COPD ist gut belegt. Eine weitere Literatur-Review hat festgestellt, dass der Rauchstopp die Beeinträchtigung der Lungenfunktion signifikant bremst und die Lebensqualität enorm steigert. Dies trifft auch auf Patientinnen und Patienten mit sehr schwerer COPD im letzten Stadium zu (Godtfredsen et al., 2008).

Ein Rauchstopp verbessert also die langfristige Prognose der COPD. Aber nützt er auch sofort? Eine Befragung auf der Website stopsmoking.ch 2009 hat ergeben, dass auf einen Rauchstopp eine schnelle Verbesserung der Atemwegssymptomatik folgt. Die 252 Befragten gaben an, dass sie 30 Tage nach dem Rauchstopp weniger husteten (von 51,6 % vor dem Rauchstopp auf 15,5 % 30 Tage nach dem Rauchstopp), am Morgen weniger Auswurf hatten (von 47,6 % auf 19,4 %), nach schnellem Gehen oder Treppensteigen weniger ausser Atem waren (von 75 % auf 48,4 %) und beim Atmen weniger Pfeifgeräusche hatten (von 33,7 % auf 10,3 %).

Leiden Sie an Atembeschwerden?

Husten und morgendlicher Auswurf (Schleim) ohne Erkältung sind die ersten Symptome einer COPD. Oft werden sie als Anzeichen eines einfachen «Raucherhustens» abgetan. Doch schreitet die Krankheit mit der Zeit voran, wenn mit dem Rauchen nicht aufgehört wird. Die Betroffenen stellen fest, dass sie immer weniger gut atmen können (Dyspnoe). Zuerst geraten sie nur bei intensiver Körpertätigkeit ausser Atem, später reicht eine kleinere Anstrengung oder einfaches Gehen. Die Krankheit wird also ganz unmerkbar schlimmer und ihr äusserst langsames Fortschreiten trägt dazu bei, dass die Betroffenen nicht darauf achten und im Arztgespräch nicht darüber sprechen.

Dokumentation

Literatur

Letzte Bearbeitung: