Diabetes und Tabak

Doctor,Making,Blood,Sugar,Test,In,Clinic,For,Diabetes.

Tabakkonsum steigert die Risiken von Diabetes. Diabetiker:innen, die rauchen, haben ein grösseres Risiko für Komplikationen. Das Wichtigste zum aktuellen Wissensstand.

Was ist Diabetes?

Bei Diabetes erzeugt die Bauchspeicheldrüse nicht genügend Insulin oder der Körper spricht nicht genügend auf Insulin an. Deshalb verbleibt zu viel Zucker im Blutkreislauf. Es werden drei Typen von Diabetes unterschieden: Typ 1, Typ 2 und Schwangerschaftsdiabetes.

Tabakkonsum steigert das Risiko von Diabetes Typ 2

Heute ist erwiesen, dass Tabakkonsum eine der Ursachen für Diabetes Typ 2 ist. (1)(7) Rauchende haben eine 30 bis 40 % grössere Wahrscheinlichkeit, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, als Nicht-Rauchende. Diabetiker:innen, die rauchen, haben mit grösserer Wahrscheinlichkeit Probleme, ihr Insulin zu dosieren, und ihre Gesundheit im Gleichgewicht zu halten. Je mehr Zigaretten Sie rauchen desto grösser ist das Risiko von Diabetes Typ 2! (2)

Typenunabhängig macht das Rauchen den Umgang mit Diabetes schwieriger. Wenn Sie Diabetiker:in sind und rauchen, ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass Sie schwere diabetesbedingte Gesundheitsprobleme haben.

Tabak, Diabetes und vaskuläre Komplikationen

Die Zigarettenrauchexposition ist mit Schädigungen an den Blutgefässwänden und mit Problemen der Blutgerinnung assoziiert. Daher überrascht es gar nicht, dass bei diabeteskranken Rauchenden die Kombination der schädlichen Wirkung von erhöhtem Blutzuckerspiegel und von Tabakrauch die vaskulären Läsionen beschleunigt. Dieses Risiko wird durch einen Rauchstopp deutlich verringert.

Rauchen verursacht ein zusätzliches Komplikationsrisiko auf makrovaskulärer Ebene (Schlaganfall, Herzinfarkt) und mikrovaskulärer Ebene (Niereninsuffizienz, Nerven- und Netzhautschädigung) und führt zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität.

Bei den mikrovaskulären Komplikationen haben verschiedene Studien gezeigt, dass der Tabakkonsum zu einer erhöhten Albumin-Sekretion und damit zu einer Mikroalbuminurie führt (Ausscheidung kleiner Proteinmengen im Urin), dem ersten Anzeichen einer verminderten Nierentätigkeit.

So hat die UK Prospective Diabete Study ergeben, dass das Rauchen bei Menschen mit Diabetes Typ 2 einen zentralen unabhängigen Risikofaktor von Herz-Erkrankungen, Schlaganfall und arterieller Verschlusskrankheit darstellt. (6)

Nikotin und Diabetes

Es ist erwiesen, dass Menschen mit Diabetes Typ 2 Nikotin schneller verstoffwechseln. Menschen, die einen schnelleren Nikotin-Stoffwechsel haben, tendieren dazu, mehr Zigaretten über eine längere Zeit zu rauchen. Die Folge davon ist eine erhöhte Lebenszeit-Tabakbelastung und damit eine grössere gesundheitsschädigende Wirkung. (10)

Der Tabakentzug ist für die Behandlung von Diabetes zentral 

Zwei Kohortenstudien haben die Wirkung eines Rauchstopps untersucht. Die eine Studie hat nachgewiesen, dass das Risiko von Diabetes mellitus bei Ex-Rauchenden 10 Jahre (Männer) bzw. 5 Jahre (Frauen) nach dem Rauchstopp wieder gleich ist wie bei Nicht-Rauchenden. (4) Die zweite Studie hat ergeben, dass der Nutzen eines Rauchstopps bei Männern mittleren Alters 5 Jahre nach dem Rauchstopp ersichtlich ist und 20 Jahre nach dem Rauchstopp wieder gleich gross ist wie bei Nicht-Rauchenden. (5) Darum ist es sinnvoll, möglichst schnell aufzuhören!

Der Tabakkonsum verschlimmert bei Diabetes-Patientinnen und ‑Patienten die Insulinresistenz. Ein Rauchstopp müsste also helfen, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. (6)

Tabak bei Diabetes-Kranken: erhöhtes Komplikationsrisiko

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass es wichtig ist, möglichst schnell nach einer Diabetes-Diagnose mit Rauchen aufzuhören.

Tabakentzug und Diabetes: aussagekräftige Studien

2015 hat eine Metastudie, in der 88 prospektive Kohortenstudien (mit rund 300 000 kürzlichen Diabetes-Typ-2-Fällen) analysiert wurden, eine signifikante Assoziation zwischen Tabakkonsum und Diabetes Typ 2 nachgewiesen. Dabei belief sich das relative Risiko für Rauchende auf 1,37 und für Ex-Rauchende betrug es 1,14 im Vergleich zu Nie-Rauchenden. (7)

Rauchende Diabetiker:innen weisen oft einen höhen Abhängigkeitsgrad aus und bekunden grössere Mühe mit dem Aufhören. In einer Studie von Ardron et al. mit 60 Probanden und Probandinnen hatte nach 6 Monaten nur jemand aufgehört. (8) Zudem scheinen hospitalisierte Diabetiker:innen, die rauchen, weniger an Entzugsprogrammen interessiert zu sein als Nicht-Rauchende. (9) Der Tabakentzug scheint bei Diabetes schwieriger zu sein, besonders wegen der Angst vor dem Zunehmen.

Dabei ist die Gewichtszunahme nach dem Rauchstopp generell klein und stellt im Vergleich zum fortgesetzten Rauchen ein geringfügiges Risiko dar. Die allfällige Gewichtszunahme beim Rauchstopp kann mit mässiger Körpertätigkeit bekämpft werden. (3)

Menschen mit Diabetes haben auch ein grösseres Depressionsrisiko als die Gesamtbevölkerung. Dies führt oft zu erhöhtem Tabakkonsum. Stress ist zudem ein erwiesenes Hindernis für den Tabakentzug. Aus all diesen Gründen sollten für Diabetiker:innen spezielle Entzugsprogramme durchgeführt werden.

Bei allen rauchenden Diabetikerinnen und Diabetikern sollte die Tabakabhängigkeit getestet werden. Auch könnten Nikotinersatzmittel angeboten werden, allenfalls gekoppelt mit einer kognitiven Verhaltenstherapie. Zudem kann es nützlich sein, solchen Menschen auch Ernährungsberatung anzubieten, um ihnen beim Rauchstopp mit dem Gewicht zu helfen. Auch die psychische Verfassung der Patientinnen und Patienten sollte berücksichtigt werden: Wenn sie depressiv sind oder eine depressive Vorgeschichte haben, sollten sie spezielle Unterstützung erhalten (therapeutisch, medikamentös).

Literatur:
  1. U.S. Department of Health and Human Services. (2014) The Health Consequences of Smoking—50 Years of Progress: A Report of the Surgeon General pdf icon[PDF – 36 MB]external icon. Atlanta: U.S. Department of Health and Human Services, Centers for Disease Control and Prevention, National Center for Chronic Disease Prevention and Health Promotion, Office on Smoking and Health
  2. U.S. Department of Health and Human Services.(2010) A Report of the Surgeon General. How Tobacco Smoke Causes Disease: What It Means to You. Atlanta: U.S. Department of Health and Human Services, Centers for Disease Control and Prevention, National Center for Chronic Disease Prevention and Health Promotion, Office on Smoking and Health, 2010
  3. Campagna, D., Alamo, A., Di Pino, A. et al. (2019)Tabagisme et diabète : liaisons dangereuses et relations confusesDiabetol Metab Syndr 11, 8 . https://doi.org/10.1186/s13098-019-0482-2
  4. JC Will, et al. ( 2001) Cigarette smoking and diabetes mellitus: evidence of a positive association from a large prospective cohort study– International journal of Epidemiology, – IEA
  5. SG Wannamethee, et al.  (2001) Smoking as a modifiable risk factor for type 2 diabetes in middle-aged men, Diabetes Care,  Am Diabetes Assoc
  6. Turner RC, Millns H, Neil HA, Stratton IM, Manley SE, Matthews DR, et al, Risk factors for coronary artery disease in non-insulin dependant diabetes mellitus: united Kingdom Prospective Diabetes Study, BMJ 1998; 316:823-8
  7. Pan A, Wang Y, Talaei M, Hu FB, Wu T. (2015)  Relation entre le tabagisme actif, passif et l’arrêt du tabac avec le diabète incident de type 2 : une revue systématique et une méta-analyse. Lancet Diabète Endocrinol. ;3:958–67.
  8. CP Wen, TYD Cheng, SP Tsai, HL Hsu, Hui TC, Chih CH, (2006). Exploring the relationships between diabetes and smoking: With the development of „glucose equivalent“ concept for diabetes management,  – Diabetes research and Clinical Practice.
  9. Willi C, Bodenmann P, Ghali WA, Faris PD, Cornuz J, Active Smoking and the Risk of Type 2 Diabetes. A Systematic Review and Meta-analysis, JAMA. 2007 Dec 12;298(22):2654-64.
  10. Keith RJ, Riggs DW, Conklin DJ, Lorkiewicz P, Srivastava S, Bhatnagar A, DeFilippis AP. Nicotine Metabolism in Adults With Type 2 Diabetes. Nicotine Tob Res. 2019 May 21;21(6):846-849. doi: 10.1093/ntr/ntx214 
Andere Quellen:

Letzte Bearbeitung: