Tabakkonsum und Brustkrebs

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Interview-Rubrik

Tabak, ein Risikofaktor für Brustkrebs

Co-Autor: Dr. med. Eric Sebban, Gynäkologie-Chirurg und Onkologe im Centre de chirurgie de la femme (Paris) und im Institut du sein Henri Hartmann.

Es ist schon bekannt, dass Tabakkonsum Ursache für über ein Dutzend Krebsarten ist. Zusätzlich wird er auch als Hauptrisikofaktor für Brustkrebs erachtet.

Tabak: Eine vermeidbare Krebsursache

Zahlreiche Studien zeigen, dass Tabakkonsum das Brustkrebsrisiko von Frauen vor und nach den Wechseljahren deutlich steigert, und dies sogar dann, wenn der Konsum passiv ist, also bei Nichtraucherinnen mit Rauchexposition durch Dritte. (1)

Tabakkonsum gilt als vermeidbare Krebsursache: Die Nikotinabhängigkeit lässt sich behandeln und, wie zahlreiche Studien gezeigt haben, ist es zum Aufhören nie zu spät.

Informationen zu Brustkrebs bei der Krebsliga Schweiz

Zahlen, die alles sagen

Jedes Jahr gibt es in der Schweiz 6300 neue Fälle von Brustkrebs bei Frauen und etwa 50 bei Männern. (2) Dies entspricht rund einem Drittel aller Krebserkrankungen bei Frauen, womit Brustkrebs bei ihnen die häufigste Krebsform darstellt.

In der Schweiz sterben jährlich knapp 1700 Frauen an Brustkrebs (8), in Frankreich sind es über 12 000. (3) Brustkrebs ist also ein grosses Problem für die öffentliche Gesundheit, von dem jede zwölfte Frau im Laufe ihres Lebens einmal betroffen ist. (4)

Was ist Brustkrebs ?

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Brustkrebs ist ein bösartiger Tumor, der im Drüsengewebe der Brust entsteht, wenn dieses degeneriert und unkontrolliert zu wuchern beginnt.

Es gibt so viele Brustkrebsarten wie es Brustgewebearten gibt. Am häufigsten tritt das duktale Karzinom auf, wenn der Brustkrebs in den Milchgängen entsteht. (5)

Abbildung der Krebsliga Schweiz: 1. Rippen, 2. Brustmuskulatur, 3. Fettgewebe, 4. Brustwarze, 5. Ausführungsgänge der Milchdrüsen

Die Entwicklung von Brustkrebs

Im Gegensatz zu gutartigen Brusttumoren (z. B. Zysten) zeichnen sich bösartige Tumore durch fortschreitende, unkontrollierte Wucherungen aus, welche die Wirkung lokaler Therapieformen beeinträchtigen können.

Unbehandelt bildet Brustkrebs zuerst einen lokalen Tumor, der immer mehr wächst und mit der Zeit auf das angrenzende Gewebe übergreift (infiltrierendes Karzinom). Schliesslich bilden sich Zellen, die sich im ganzen Körper verbreiten und neue Tumore bilden können (Metastasen).

Die verschiedenen Entwicklungsschritte von Brustkrebs werden in Stadien unterteilt, das Entwicklungstempo (Aggressivität der Krankheit) wird nach Grad eingestuft.
Generell lässt sich ein «Low-Grade»-Brustkrebs bzw. ein Krebs im frühen Stadium besser behandeln als ein «High-Grade»-Karzinom bzw. eines im fortgeschrittenen Stadium.

Tabak und Brustkrebs

Tabak, und insbesondere inhalierter Tabak (Zigarettenrauch), ist in unseren Breitengraden der wichtigste Grund für Krebserkrankungen.

Schon lange ist Tabak als wichtiger Risikofaktor für Lungenkrebs anerkannt. Dies gilt heute für die Entwicklung von Karzinomen an 12 Körperstellen (Blase, Leber, Bauchspeicheldrüse, Gebärmutterhals usw.).

Diese Zahl dürfte sich schon bald auf 14 erhöhen, denn es liegen immer mehr klinische Studien vor, welche die Wirkung von Tabak auf die Entwicklung von Brustkrebs, aber auch von Prostatakrebs (wichtigste Krebsart bei Männern) etablieren! (6)


Eine Studie von 2017 kommt zum Schluss, dass Raucherinnen ein 10 bis 40 % erhöhtes Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken und auch daran zu sterben. (6)(7)

Eigentlich macht der Tabak Krebs nicht aggressiver. Er ist aber mit zahlreichen Komorbiditäten assoziiert, also Krankheiten oder körperlichen Schwächungen, die unabhängig vom Krebs vorliegen.

Eine Patientin mit Komorbiditäten ist unter Umständen von gewissen Brustkrebstherapien ausgeschlossen und weist beeinträchtigte Heilungs- oder Vernarbungschancen auf.

Passivrauchen und Brustkrebs

Im International Journal of Cancer wurde schon 2005 eine Studie publiziert, welche die desaströsen Folgen des Passivrauchens bei unter 50-jährigen Frauen belegt. (1)

Diese Studie glich die Resultate von rund zwanzig klinischen Studien (zwischen 1966 und 2004) miteinander ab, um die Inzidenz von Brustkrebs bei Nichtraucherinnen mit Passivrauchexposition zu ermitteln.

Resultat: Das Brustkrebsrisiko ist bei Passivraucherinnen um 68 %, bei Aktiv- und auch Passivraucherinnen gar um 108 % (über das Doppelte) grösser.

Dank Rauchstopp das Brustkrebsrisiko senken

Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören! Die wissenschaftlichen Studien zeigen, dass Ex-Raucherinnen zwar ein erhöhtes Brustkrebsrisiko und eine erhöhte krebsbedingte Mortalität aufweisen, dass es aber kleiner ist als bei Frauen, die nach gestellter Krebsdiagnose weiterrauchen.


Es wird davon ausgegangen, dass Frauen, die vor ihrem 30. Lebensjahr mit Rauchen aufhören, dasselbe Brustkrebsrisiko aufweisen wie die nichtrauchende Bevölkerung.

Frauen, die nach gestellter Brustkrebsdiagnose mit Rauchen aufhören, weisen eine um 33 % kleinere Mortalität auf als solche, die während der Therapie weiterrauchen.

Ein Rauchstopp mag wie eine unüberwindbare Prüfung erscheinen, aber er ist für alle möglich, ungeachtet des Alters und der kumulierten Raucherjahre.

Ihre Ärztin oder Ihr Apotheker vermittelt Ihnen die nötige Hilfe, um mit dem Rauchen aufzuhören und so Ihr Brustkrebsrisiko zu senken.

Literatur
  1. Kenneth C. Johnson (2005). Accumulating evidence on passive and active smoking and breast cancer risk. International Journal of cancer. Voume 117, issue 4. PDF.
  2. Bundesamt für Statistik. Schweizerischer Krebsbericht 2021 – Stand und Entwicklungen. PDF.
  3. Santé publique France (chiffres 2018)
  4. WHO. Breast Cancer, 2022.
  5. Krebsliga Schweiz. Zahlen & Fakten: Die häufigsten Krebsarten in der Schweiz, 2022.
  6. Jones ME, Schoemaker MJ, Wright LB, Ashworth A, Swerdlow AJ. Smoking and risk of breast cancer in the Generations Study cohort. Breast Cancer Res. 2017 Nov 22;19(1):118. doi: 10.1186/s13058-017-0908-4
  7. Medical News Today. «Smoking and breast cancer: What is the link?», 22. August 2021. https://www.medicalnewstoday.com/articles/smoking-and-breast-cancer
  8. Bundesamt für Statistik. Spezifische Krebskrankheiten, 2014-2018.

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